November 18, 2022

Unternehmen werden ab dem Jahr 2025 schrittweise durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) dazu verpflichtet, ihre Einflüsse auf die Umwelt und Gesellschaft transparent darzulegen. Es wird erwartet, dass ein Sustainability Statement mit dem Jahresabschluss veröffentlicht wird. Davon sind Unternehmen betroffen, die im Jahresdurchschnitt eine Mitarbeiteranzahl von 250 überschreiten und deren Umsatzerlöse über 40 Millionen Euro liegen oder deren Bilanzsumme sich auf mehr als 20 Millionen Euro beläuft. Erfahren Sie im Interview mit Jens Siebertz, wie Sie das Thema ESG Reporting angehen können und wie sinnvoll die Berichterstattung für Unternehmen ist.

Was beinhalten die ESG-Kriterien?

ESG steht für Environmental, Social und Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und ist aktuell in aller Munde aufgrund des ESG-Reportings. Das ESG-Reporting beschäftigt sich mit der Berichterstattung von zum einen des sozialen und ökologischen Fußabdrucks, zum anderen wie Unternehmen geführt werden. Durch die EU fallen damit das erste Mal nichtfinanzielle Aspekte mit in die Berichterstattung.

Auf was müssen sich Unternehmen vorbereiten und ab wann tritt diese Regelung in Kraft?

Die EU möchte mit der neuen Richtlinie, der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), das non-financial Reporting und das financial Reporting auf eine Ebene bringen. Die Richtlinie trifft 2025 in Kraft und betrifft im ersten Schritt alle Unternehmen mit über 250 Mitarbeitern. Dies wird mit der Zeit ausgeweitet und verschärft, sodass es in einigen Jahren alle Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeitern betrifft. Es gibt noch weitere Kriterien. Wenn man sich das aber bewusst macht, betrifft dies 2025 bereits den kompletten Mittelstand und ein paar Jahre später dann schon größere Handwerksbetriebe, Restaurants etc. Gerade für diese Unternehmen wird das eine große Herausforderung darstellen.

Wir glauben zwar nicht, dass die EU von Anfang an die Inhalte der Berichte aufs Schärfste einer Kontrolle unterziehen wird, aber die Strafen, die im Raum stehen, liegen bei bis zu 2 % des Umsatzes, was eine gewaltige Summe sein kann. Deswegen sagen wir, dass man das Jahr 2023 und 2024 nutzen sollte, um sich auf das ESG-Reporting vorzubereiten. Das ist ähnlich wie mit der Steuer. Da sollte man auch nicht erst im Dezember anfangen, die Belege zu sammeln, sondern idealerweise schon im Januar.

Welche Art von Kennzahlen müssen Unternehmen erheben und was sind am Ende die relevanten KPIs auf die Unternehmen achten müssen?

 Es gibt Kennzahlen, die alle Unternehmen berichten müssen und welche, die branchenspezifisch sind. Um einige Beispiele zu nennen: Im Bereich Environmental betrifft das bspw. Energieverbrauch, CO2-Emissionen und wie viele Abfälle im Unternehmen angefallen sind. Der Bereich Social konzentriert sich in erster Linie auf Themen wie Mitarbeiterfluktuation und Arbeitssicherheit. Im Bereich Governance geht es darum, wie das Unternehmen geführt worden ist. Darunter fällt dann Vermeidung von Korruption als Kennzahl oder Themen wie Managementgehälter. Die große Herausforderung bei allen Kennzahlen ist die Datenerhebung. Das ist ein enormer Aufwand, der auf die Firmen zukommt.

Um sich das besser vorzustellen, folgendes Beispiel: Eine Kennzahl, die offengelegt werden muss, sind Anreisen der Mitarbeiter zur Firma, Dienstreisen und anschließend welcher CO2-Ausstoß sich daraus ergibt. Wir sehen Unternehmen, die diese Aufgaben manuell erledigen. Dieser Aufwand ist je nach Mitarbeiterzahl gigantisch und heutzutage nicht mehr zeitgemäß. Man muss dabei auch berücksichtigen, selbst wenn ich das so mache, habe ich erst eine Kennzahl von vielen erhoben.

Das INFORM DataLab unterstützt Unternehmen ESG-Reportings zu erstellen. Bei solchen Projekten sind nicht alle notwendigen Daten verfügbar. Wie geht das INFORM DataLab bei der Planung und Realisierung des ESG-Projekts vor?

Wir im INFORM DataLab befähigen Unternehmen dazu kompetent mit Daten umzugehen. Jedes Unternehmen hat viele Datenquellen, die wir versuchen zusammenzuführen, in einer Single Point of Truth zu speichern und in Dashboards zur Verfügung zu stellen, damit der Endnutzer datenbasiert entscheiden kann. Das funktioniert bei finanziellen Aspekten problemlos, weil Unternehmen seit Jahrzehnten ihre Datenquellen haben, um die Daten einfach auslesen können. Bei nichtfinanziellen Aspekten, die ESG-Kriterien, da ist das schon schwieriger, weil dort Unternehmen noch gar nichts haben. Da gilt es das Jahr 2023 und 2024 zu nutzen, die Datenquellen und Kennzahlen zu identifizieren, um dann alles sauber vorzubereiten. Kein datengetriebenes Unternehmen dieser Welt würde lediglich die Berichtspflicht erfüllen. Wir erheben die Daten, wir geben den ESG-Report ab und legen die Daten anschließend in die Schublade.

Da die Berichtspflicht erfüllt werden muss, sollte an dieser Stelle weitergedacht werden. Denn in den Daten, die wir erheben müssen, steckt enorm viel Potenzial. Deswegen sehen wir, dass wir damit die Chance haben, die wirtschaftlichen Entscheidungen auf eine ganz andere Datengrundlage zu legen. Früher waren klassische Entscheidungskriterien Marge, Gewinn und Umsatz. Jetzt könnte man diese mit Aspekten der Nachhaltigkeit, des Sozialen oder des ökologischen Footprints mischen. Wir sehen dort großes Potenzial, diese beiden Welten zusammenzuführen. Ein Beispiel dazu: Wenn ich mich als Einkäufer für meinen bevorzugten Lieferanten entscheiden muss, kann ich sagen, dass ich nicht nur auf Preis, Lieferkosten und Qualität achte, sondern auch eine Kennzahl wie den CO2-Fußabdruck mitberücksichtigen kann. Wir finden, dass Daten eine viel größere Bedeutung haben und wenn es uns gelingt, das in das tägliche Entscheiden miteinzubringen, dann haben wir viel gewonnen – für den Menschen, für die Umwelt und für das Unternehmen.

Genaueres dazu erfahren Sie im folgenden Interview mit Jens Siebertz vom INFORM DataLab. Ein Video zum kompletten Interview finden Sie hier.

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AUTOR

Jens Siebertz

Jens Siebertz ist Senior Vice President bei INFORM DataLab.