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Machine Learning – im Kern nichts Neues

Das Wichtigste zuerst: Machine Learning ist im Grunde nichts anderes als die algorithmische Umsetzung statistischer Prinzipien, die schon seit Langem bekannt sind.

Ein Beispiel: Der Satz von Bayes, ein zentrales Konzept vieler heutiger Machine-Learning-Modelle, wurde bereits 1812 veröffentlicht. Vieles, was wir heute als „KI“ bezeichnen, basiert also auf mathematischen Grundlagen, die über 200 Jahre alt sind.

1950er bis 1970er: Die Geburtsjahre des maschinellen Lernens

In den 1950er Jahren entstanden die ersten genetischen Algorithmen und neuronalen Netze – und damit die Grundlage für das, was wir heute Machine Learning nennen.

Die Rechner dieser Zeit konnten allerdings kaum komplexe Modelle berechnen, da Rechenleistung und Datenmenge extrem begrenzt waren. Trotzdem war die Begeisterung groß: Medien berichteten über „elektronische Gehirne“, die lernen konnten.

Doch der Optimismus hielt nicht lange. In den 1970er Jahren erlebte die KI-Forschung ihren ersten großen Rückschlag – den sogenannten KI-Winter.
Mangelnde Fortschritte und fehlende Anwendungen führten dazu, dass das Thema weitgehend in Vergessenheit geriet.

1980er bis frühe 2000er: Der zweite Frühling der KI

Mit den 1980er Jahren kam neuer Schwung in die Forschung.
Wichtige Durchbrüche wie die Backpropagation (die Grundlage des modernen Deep Learnings), Support Vector Machines und Random Forests machten Machine Learning wieder interessant.

In den 2000er Jahren begannen Unternehmen, die Technologie praktisch einzusetzen.
Ein berühmtes Beispiel ist der Netflix-Preis von 2006: Ein Wettbewerb, bei dem ein Preisgeld von 1 Million Dollar ausgelobt wurde, um die Filmempfehlungen des Streamingdienstes mithilfe von Machine Learning zu verbessern.

Damit wurde der Grundstein für den heutigen KI-Hype gelegt.

Heute: Datenverfügbarkeit & Rechenleistung verändern alles

Warum also erlebt Machine Learning gerade jetzt seinen Durchbruch?
Nicht, weil sich die Theorie verändert hat – sondern, weil Daten und Rechenleistung heute in einem Ausmaß verfügbar sind, wie nie zuvor.

Unternehmen sammeln heute riesige Datenmengen – oft ohne zu wissen, wie wertvoll diese tatsächlich sind. Viele Firmen haben erst in den letzten zehn Jahren begonnen, ihre Daten systematisch zu nutzen.

Gleichzeitig ist Hardware heute um ein Vielfaches leistungsfähiger.
Zum Vergleich: Ein Supercomputer der 1980er Jahre erreichte etwa 2,4 Gigaflops. Dein Laptop schafft heute locker 60 Gigaflops oder mehr.

Das bedeutet: Jeder hat heute Zugang zu Rechenleistung, die früher nur in der Forschung verfügbar war – und das ist der wahre Gamechanger.

Die Zukunft: Zwischen Hype und Realität

Datenmengen und Rechenleistung wachsen weiter – und damit auch die Möglichkeiten des maschinellen Lernens.
Schätzungen zufolge wurden 90 % aller weltweit vorhandenen Daten allein in den letzten zwei Jahren generiert. Und das Wachstum geht weiter.

Auch das Moore’sche Gesetz, das eine Verdopplung der Rechenleistung alle zwei Jahre beschreibt, gilt in abgewandelter Form weiterhin. Das Potenzial ist also längst nicht ausgeschöpft.

Machine Learning wird uns also auch in den kommenden Jahrzehnten begleiten – aber der Hype wird sich legen.
Die Technologie wird ihren Platz finden: weg vom Marketing-Buzzword, hin zu einem alltäglichen Werkzeug, das in fast jedem Bereich zum Einsatz kommt.

Der Fokus wird sich verschieben – von der Begeisterung über neue Algorithmen hin zur praktischen Nutzung:
Wie kannst Du datengetrieben bessere Entscheidungen treffen?
Wie kannst Du Prozesse automatisieren und echte Mehrwerte schaffen?

Das ist die spannende Zukunft des Machine Learnings – realistisch, anwendbar und nachhaltig.

Fazit: Kein Hype, sondern Entwicklung

Machine Learning ist keine Modeerscheinung – sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung und technischer Evolution.
Die mathematischen Grundlagen sind alt, die Möglichkeiten dagegen völlig neu.

Mit steigender Rechenleistung, wachsender Datenmenge und neuen Anwendungen wird Machine Learning auch in den kommenden Jahren ein zentraler Baustein der digitalen Transformation bleiben.

Der Hype mag vergehen – der Mehrwert bleibt.